Rosa Hohmann übergibt Fahrzeugvermietung an Ihren Sohn Christoph
BETRIEBSÜBERGABE NACH 52 (!) JAHREN: ROSA HOHMANN ÜBERGIBT FAHRZEUGVERMIETUNG AN IHREN SOHN CHRISTOPH
DAS muss ihr erst mal jemand nachmachen! Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Rosa Hohmann ihren Betrieb geführt. Jetzt übergibt die Grande Dame der Bebraer Unternehmerschaft ihre Autovermietung an Sohn Christoph, der die Firma seiner Mutter an seinen eigenen KFZ-Betrieb, die MK-Garage, angliedert.
Alles begann 1963. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard zog die 26-jährige gelernte kaufmännische Angestellte Rosa Hohmann von Rotenburg nach Bebra, um in der Kasseler Straße eine Tankstelle zu übernehmen. Das Unternehmen florierte schon bald. Dennoch misstraute Gerhard Hohmann dem Erfolg – er wollte ein zweites Standbein aufbauen und hatte in Großstädten die ersten Autovermietungen gesehen. So etwas gab es hier noch nicht. „Rosa, das machen wir auch“, schlug der gelernte Kfz-Mechaniker vor. Und zwar auf den Namen seiner Frau, damals aus steuerlichen Gründen.
So eröffnete das Unternehmer-Ehepaar 1965 die erste Autovermietung weit und breit unter dem Namen Rosa Hohmann. Mit einem VW Käfer ging’s los. „Das war nicht immer ein Vergnügen“, erinnert sich die agile Dame, der man zutraut, dass sie auch noch mit 100 Jahren täglich in ihrem Betrieb nach dem Rechten sieht.
Weil Rosa und Gerhard Hohmann tüchtig waren, ging es auch mit der Autovermietung stetig bergauf. Zeitweise 30 Fahrzeuge hatten Hohmanns in ihrem Bestand. LKW kamen dazu, und neben der reinen Fahrzeugvermietung bot Rosa Hohmann bald auch einen Fahrerservice mit eigenen Angestellten.
Nach Schicksalsschlag weiter gekämpft
Ein Schicksalsschlag brachte die Firma ins Wanken: Im Februar 1982 starb Gerhard Hohmann plötzlich und vollkommen unerwartet. Die beiden Söhne Andreas und Christoph waren da gerade mal 18 und 15 Jahre alt. „Wir waren am Boden zerstört“, erinnert sich Rosa Hohmann. „Ohne meinen Mann traute ich mir nicht zu, die Firma weiterzuführen. Ich wollte aufgeben.“ Doch in der düsteren Zeit gab es auch Lichtblicke. Gerd Schulz, ein Freund der Familie, munterte Rosa auf. „Du bist doch eine Kämpferin, du schaffst das. Mach weiter!“, machte er ihr Mut und unterstützte die vaterlose Familie mit ganzer Kraft. „Gerhard hat, nachdem er selbst den ganzen Tag gearbeitet hat, abends dann auch noch für uns weitergearbeitet und die ganze Buchhaltung erledigt. Ohne ihn hätte das nicht funktioniert“, sagt Rosa Hohmann mit großer Dankbarkeit. Im Mai 1982 stellte Sie Werner Abhau ein, der Umzüge, Transporte, kleine Reparaturen und die Fahrzeugpflege übernahm. Nach 25 Jahren ging er in den Ruhestand.
Die junge Frau nahm also alle Kraft zusammen und beschloss zu kämpfen. Neben der eigenen Firma erledigte sie den Haushalt und kümmerte sich um die beiden Jungs. Oft vom Schreibtisch aus. Mit Erfolg: Andreas hat in einer Bank in Bebra Bankkaufmann gelernt. Heute ist er selbstständiger Unternehmer mit einem KFZ-Elektronik-Betrieb in Eisenach, Christoph hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Meister mit der MK-Garage seine eigene Werkstatt in der Lache gegründet und ist ebenfalls selbstständig.
Mit mittlerweile 80 Jahren und nach über 52 Jahren Selbstständigkeit will Rosa Hohmann nun endlich kürzer treten. Christoph Hohmann übernimmt die Autovermietung, die als eigenes Unternehmen neben seiner KFZ-Werkstatt weitergeführt wird.
Viel nachzuholen im Unruhestand
Für seine Mutter beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt. „Ich habe ja so viel nachzuholen“, erzählt sie mit glänzenden Augen. „Ich möchte unbedingt verreisen, am besten nach Bad Füssing um dort Freunde aus Bebra und Rotenburg zu besuchen. Und eine Flusskreuzfahrt machen. Im Schützenverein war sie bis Ende 2017 aktive Sportschützin, dreifache Schützenkönigin, Kreisschützenkönigin und mehrfache Hofdame. Ihre zweite Leidenschaft ist die LG Alheimer, in der sie seit Jahrzehnten 30-mal das Goldene Sportabzeichen absolviert hat.
Im Frühling muss der kleine Garten auf Vordermann gebracht werden, und auf mehr Zeit für die vier Enkelkinder freut sich Rosa Hohmann riesig. Und auf Freunde besuchen, Lesen und etwas mehr Zeit in ihrer gemütlichen Wohnung zu verbringen. Dabei könnte sie dann ab und zu über die kuriosen Begebenheiten in 52 Jahren Autovermietung nachdenken. Wie zum Beispiel ein Kunde einen LKW mit Decken, Tüchern und allerlei erotischer Dekoration ausgestattet hat, um darin einen Sexfilm zu drehen. Oder wie in einem ihrer Fahrzeuge DDR-Flüchtlinge über die Grenze geschleust wurden. Oder wie ein Auto von Rosa Hohmann zu einem Banküberfall eingesetzt wurde. Ein anderes Auto wurde vor der Haustür eines Fahrers in Weiterode geklaut und ausgeschlachtet in einem Wald gefunden.
„Das waren wilde Geschichten“, schmunzelt die Unternehmerin und blickt zu ihrem Sohn Christoph. Der weiß genau: So lange seine Mutter fit ist, wird sie wohl die meiste Zeit dort verbringen, wo sie seit über einem halben Jahrhundert war. Am Schreibtisch. Dann in der neuen Firma. Weil Autovermietung das Leben von Rosa Hohmann ist.
Quelle: das-beste-bebra.de